Das Christentum, vom Menschen gemacht
Es sind ja die kleinen Dinge, die Braunschweig immer wieder begehenswert machen; so erläutert etwa eine Plakette am Rathaus (angebracht neben dem Guckrohr an der Hausecke), dass das Christentum nicht etwa Gottes Wort verkündet, sondern vielmehr die Beschlüsse eines Kleingartenvereins bzw. Konzils.

Was ja dann auch wieder manches aussagt.
Schlagwörter: braunschweig, religion
Die Stadt ist kein Parteitag
Parteipolitisches Gezanke, sprach der Oberbürgermeister heute klug, bringe die Stadt Braunschweig nicht voran. Er hat, das möchte ich feedbackmäßig genügen lassen, völlig recht.
Niemand, das steht zu hoffen, ist in der Stadtpolitik aktiv, weil er möchte, dass die Partei oder Wählergemeinschaft, die ihn aufgestellt hat, höchste Meriten erfährt; denn was gut ist für eine Partei, ist nur selten gut für die Meisten. Auch das ist das Wesen der parlamentarischen Demokratie.
Schlagwörter: demokratie, ratsarbeit
Stadt der Snickers
Man sei gleichauf mit Berlin, erzählt der ansonsten geschätzte Oberbürgermeister, erstaunlich gequält schauend, im Rahmen der neuen Imagekampagne der Stadt Braunschweig, und obwohl einige der dargestellten Beispiele durchaus gelungen sind (schon, weil ich den Kiosk nebst Besitzerin sehr mag), kommt mir dabei vor allem eine Frage in den Sinn:
Wenn man schon wie Berlin (zu teuer? zu vollgekotzt?) sein will, aber trotzdem mit Stolz verkündet, Braunschweig sei „selbstbewusst“, wäre es dann nicht ratsam, sich ein Stadtmotto auszudenken, das weniger peinlich wäre als ausgerechnet das so plump wie unnötigerweise aus dem bewährten „Löwenstadt“ übersetzte „City of Lions“?
Sicher: Braunschweig ist eine Stadt mit einer gewissen Löwigkeit, aber ich persönlich, dem freilich auch niemand Rechenschaft schuldig ist, finde, zu einer selbstbewussten Stadt gehört auch selbstbewusste Sprache. Ein Mensch aus New York würde uns was husten, würden wir von Neuyork sprechen. Warum nicht „Brunswiek“? Das klappt sogar auf Englisch.
Die Politik wurde in die Kampagne selbstredend nicht zeitnah eingebunden, sondern vielmehr von ihr überrumpelt, so dass das Husten unsererseits etwas zu spät dran wäre. Stattdessen rege ich mich jetzt also hier auf. Das muss ja auch wer machen.
Schlagwörter: braunschweig, presse, stadtmarketing
Das Wahlideal (2)
2021 schrieb ich anlässlich einer Wahl ohne Wahl, ich "befürworte (...) es, wenn man tatsächlich die Wahl hat".
Vielleicht ja nächstes Mal.
Einige nächste Male später scheint mir im Rückblick auf die heutige Stadtratssitzung das Wesen einer Wahl darin zu bestehen, dass sie zwar den Regeln der Demokratie folgen soll, aber doch bitteschön ex cathedra:
Auf Grundlage der Bewerbungsunterlagen sowie des Ergebnisses der strukturierten Auswahlgespräche schlage ich gemäß § 109 Abs. 1 Satz 1 NKomVG die Bewerberin Anna Katharina Hanusch für die Wahl der Stadträtin für das Umwelt-, Stadtgrün-, und Hochbaudezernat vor.
Ich zweifle ausdrücklich nicht an der Expertise der Vorgeschlagenen, störe mich aber an dem Wort "Wahl", denn eine "Wahl" hatten die Mitglieder des Stadtrats hier nur bedingt: Gegenkandidaten gab es nicht. Keinesfalls schließe ich aus, dass das nach irgendwelchen Verwaltungsregeln irgendeinen Sinn ergibt; aber bemängeln darf man's ja auch schon.
Schlagwörter: stadtrat, ratsarbeit, demokratie
Einschätzungen
Noch ein Nachtrag, da ich in der Sitzungspause ja außer mir selbst kaum spannende Themen vorzuweisen habe: Es könnte dem Austausch unter Ratskollegen durchaus von Nutzen sein, wenn die Linke, die findet, ich sei ja schon immer rechts gewesen, und die CDU, die mir laut Presseanfragen (unter anderem) vorwirft, ich hätte zu wenig Berührungsängste mit dem Kommunismus, mal hinter der Turnhalle ausfechten, was jetzt gerade das korrekte Narrativ ist, meine Person betreffend.
Schon, weil ich neue Visitenkarten brauche.
Schlagwörter: persönliches, die-linke, cdu
Geschmäcker
Zur jüngsten Berichterstattung über einen meiner weniger gelungenen Tweets erlaube ich mir hier folgende Stellungnahme abzugeben:
Nichts läge mir ferner als die unironische Gutheißung von Gewalt an Menschen. Ich spreche mich mit einiger Regelmäßigkeit gegen Waffen und das Vermöbeln des politischen Gegners und für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt aus. Das Totfahren von Menschen ist mitgemeint.
Der sicherlich schwierige Witz, dass man über den Weihnachtsmarkt besser mit einem Lkw als zu Fuß gelangt, wurde von mir geschrieben, als ich Letzteres in Braunschweig gerade mit einiger Mühe absolviert hatte. Leicht war es nicht! Vielleicht hätte ich einen anderen Vergleich wählen sollen, aber natürlich war mir zuvor nicht klar, dass demnächst genau das wieder (so ähnlich) passieren würde.
Allein darauf, auf meinen vorherigen Witz also, bezog sich mein Kommentar zum Geschehen. Dass selbiger daneben war, steht außer Frage - ich habe ihn konsequent gelöscht, nachdem ich ihn selbst noch mal gelesen hatte. Medial wird berichtet, dass ich ihn selbst „geschmacklos“ genannt habe. Das ist zutreffend, denn das war und ist er.
Nun neige ich auf meinem von mir privat (und nicht immer ganz nüchtern) betriebenen Account, für den aus irgendwelchen Gründen trotzdem meine Partei sich zu rechtfertigen gebeten wurde, allgemein nicht zur Einhaltung gesellschaftlicher Erwartungen an Geschmack. Trotzdem ärgere ich mich darüber, hier meine eigenen Qualitätskriterien deutlich missachtet zu haben.
Ich bitte an dieser Stelle vielmals um Entschuldigung dafür, das in Magdeburg entstandene Leid heruntergespielt zu haben. Das war nie meine Absicht. Ich verurteile den Anschlag ausdrücklich.
Möge dieser Beitrag alles Nötige zur Kenntnis geben.
Nachtrag, 22.12.24: Wenn die AfD der Presse sagt, ich gehöre nicht in die Politik, ist es eine Frage von Haltung, erst recht politisch tätig zu sein.
Schlagwörter: persönliches
Zwei Beobachtungen zum Doppelhaushalt 2025/2026
Erstens:
Die Stadt habe, wie jeder weiß, ab 2027 kein Geld mehr, baut aber ein Operettenhaus für die Reichen. Das ist kein gelebter Kapitalismus, denn als Alibi befindet sich im gleichen Haus eine Musikschule. Da gehen dann all die Kinder hin, die sich das Musikhaus später nicht leisten können.
Zweitens:
Die CDU, die ab 2026 wieder die Stadt regieren wird, wird wegen der verprassten Gelder kaum etwas umsetzen können. Bestimmt ist daran die CDU schuld.
Schlagwörter: braunschweig, ratsarbeit, finanzielles
Kein Finanzmissbrauch für niemanden
Zum anstehenden Doppelhaushalt 2025/2026 beziehungsweise zu den hierzu absehbar eingehen werdenden Anträgen sei mir im Rahmen meiner Verschwiegenheitspflicht folgender Hinweis gestattet: Wenn man einen leeren Geldtopf hat, weil man die letzten Ersparnisse aus reiner Nachlässigkeit in ein bodenloses Loch geworfen hat (macht sich halt gut in der Presse), ist es eine enorm dumme Idee, das bodenlose Loch neben dem anderen bodenlosen Loch ebenfalls mit Geld füllen zu wollen.
Politisch opportun ist oft das Gegenteil von wirtschaftlich vernünftig. Es ist nicht immer um jedes Etablissement schade. (Braucht man diesseits der Tropen wirklich ein Feigenblatt?)
Schlagwörter: braunschweig, kultur, finanzielles